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Anna Katharina Emmerick



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Anna Katharina Emmerick (auch: Emmerich) wurde 1774 in der Coesfelder Bauerschaft Flamschen als Kind armer Köttersleute geboren. Schon als Kind hatte sie einen engen Bezug zur Kirche und eine lebhafte Vorstellung von Geschichten der Bibel. Die Schule besuchte sie nur vier Monate. Mit 13 Jahren verdingte sie sich als Magd. Nachdem sie zunächst eine Lehre als Näherin absolviert hatte und in der Umgebung von Coesfeld arbeitete, trat sie 1802 auf eigenen Wunsch in das Augustinerinnenkloster in Dülmen ein.

Während ihrer Zeit im Kloster wurde sie häufig krank und litt unter großen Schmerzen. Als das Kloster im Zuge der Säkularisation im Dezember 1811 aufgehoben wurde, führte sie den Haushalt des aus Frankreich geflüchteten Priesters Abbé Lambert. Bald wurde sie jedoch so krank, dass sie das Haus nicht mehr verlassen konnte. Sie bekam die Wundmale Jesu Christi und in den folgenden zwölf Jahren ihrer Stigmatisation erlitt sie jeden Freitag Jesu Passion. Während dieser Zeit sah sie in ihren Visionen Ereignisse aus der Schöpfungs- und Heilsgeschichte. Dies erregte die Aufmerksamkeit staatlicher und kirchlicher Stellen; Untersuchungen wurden eingeleitet. Viele Menschen, auch bekannte Persönlichkeiten, besuchten sie an ihrem Krankenbett, um Trost und Zuspruch zu erbitten.

Mel Gibson verwendete die Visionen zum Kreuzweg Jesu in seinem Film Die Passion Christi. Aufgrund der Visionen von Anna Katharina Emmerick wurde das Haus Mariens auf einem Hügel in der Nähe von Ephesus wieder entdeckt.

Name Anna Katharina Emmerick
Geburtsdatum 08.09.1774
Sterbetag 09.02.1824
Geburtsort Dülmen (Westfalen)
Quellen
  • Westfälische Geschichte 1

  • Westfälische Geschichte 2

  • Jesus-Passion



„Mein Schutzengel brachte mich vor ein großes Gebäude und sagte: ‚Tritt herein! Ich will dir die Lehren der Menschen zeigen.’ Wir traten in einen weiten Saal, der mit Lehrern und Zuhörern angefüllt war. Es wurde mit Hitze gestritten und des Schreiens und Tobens war kein Ende. Wunderbar kam es mir vor, daß ich den Lehrern bis ins Herz sah, in welchem ich bei allen ein schwarzes Kästchen bemerkte. In der Mitte des Saales aber stand ein vornehmes, großes Weib, welches mitdisputierte und eigentlich den Ton hier angab. Ich hörte mit meinem Führer eine Weile zu, sah aber mit Staunen, wie die Zuhörer nach und nach verschwanden und der Saal selbst so unmerklich veraltet und baufällig wurde, daß der Fußboden nicht mehr sicher zu betreten war.

Die Lehrer fanden es für ratsam, einen anderen Saal zu suchen. Sie zogen ein Stockwerk höher und setzten hier den Streit in gleicher Hitze fort. Allein auch hier nahm die Veraltung und Baufälligkeit des ganzen Gebäudes so schnell überhand, daß ich mich am Ende mit Schrecken auf einem halb verfaulten Brette erblickte und meinen Führer um Rettung vor einem jähen Sturz in die Tiefe bat. Er beruhigte mich und führte mich in Sicherheit. Als ich nach der Bedeutung des schwarzen Kästchens fragte, sagte er: ‚Das ist der Dünkel und die Rechthaberei; das Weib aber ist die Philosophie oder, wie sie es nennen, die reine Vernunft, die alles über ihren Leisten schlagen will. An sie halten sich diese Lehrer, nicht an die goldene Wahrheit der reinen Überlieferung.’“

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„Ich sah die Peterskirche und eine ungeheure Menge Menschen, die beschäftigt waren, sie niederzureißen, aber auch andere, die wieder an ihr herstellten. Es zogen sich Linien von handlangenden Arbeitern durch die ganze Welt, und ich wunderte mich über den Zusammenhang. Die Abbrechenden rissen ganze Stücke hinweg, und es waren besonders viele Abtrünnige dabei. Wie nach Vorschrift und Regel aber rissen die Leute ab, welche weiße, mit blauem Band eingefaßte Schürzen trugen und Kellen im Gürtel stecken hatten. Sie hatten somit Kleider alter Art an, und es waren große und vornehme Leute mit Uniformen und Sternen dabei, die aber nicht selbst arbeiteten, sondern nur mit der Kelle an den Mauem anzeichneten, wo und wie abgebrochen werden sollte.

Zu meinem Entsetzen waren auch katholische Priester dabei. Manchmal aber, wenn sie nicht gleich wußten, wie abzubrechen, ward auf der anderen Seite wieder daran gebaut, aber ohne Nachdruck. Ich sah viele Geistliche, die ich kannte. Ich sah auch meinen Beichtvater einen schweren Stein herbeischleppen; andere sah ich träg ihr Brevier beten und dazwischen etwa ein Steinchen als große Rarität unter dem Mantel herbeitragen oder andern hinreichen.

Sie schienen alle kein Vertrauen, keine Lust, keine Anweisung zu haben und gar nicht zu wissen, um was es sich handle.

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Schon war der ganze vordere Teil der Kirche herunter, und nur das Allerheiligste stand noch. Ich war sehr betr übt und dachte, wo bleibt denn der Mann, den ich sonst mit rotem Kleid und weißer Fahne schützend auf der Kirche stehen sah? Da erblickte ich eine majest ätische Frau über den großen Platz vor der Kirche wandeln. Ihren weiten Mantel hatte sie auf beide Arme gefaßt und schwebte leise in die Höhe. Sie stand auf der Kuppel und breitete weit über den ganzen Raum der Kirche ihren Mantel, der wie von Gold strahlte.Die Abbrechenden aber hatten ein wenig Ruhe gegeben. Nun wollten sie wieder heran, konnten aber auf keine Weise sich dem Mantelraumn ähern. Aber von der anderen Seite entstand eine ungeheure Tätigkeit der Aufbauenden. Es kamen ganz alte, krüpplige, vergessene Männer und viele kräftige junge Leute, Weiber und Kinder, Geistliche und Weltliche, und bald ward der Bau wieder ganz hergestellt.

Nun sah ich einen neuen Papst mit einer Prozession kommen. Er war viel jünger und strenger als der vorige. Man empfing ihn mit großer Feierlichkeit. Es war, als solle er die Kirche einweihen, aber ich hörte eine Stimme, es brauche keine neue Weihe, das Allerheiligste sei stehengeblieben. Es sollte eben ein doppeltes großes Kirchenfest sein: ein allgemeines Jubiläum und die Herstellung der Kirche. Ehe der Papst das Fest begann, hatte er schon seine Leute vorbereitet, die aus den Versammelten ganz ohne Widerspruch eine Menge vornehmer und geringer Geistlicher ausstießen. Und er nahm sich ganz andere Leute in seinen Dienst, geistliche und auch weltliche. Dann begann die große Feierlichkeit in der Peterskirche. Die mit der wei ßen Schürze arbeiteten immer in der Stille und mit Umsicht, scheu und lauernd, wenn die anderen nicht zusahen.“

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„Ich hatte ein großes Kirchenbild, aber ich kann es nicht mehr ganz zusammenbringen. Ich sah die Peterskirche… und viele Menschen aus allen Weltenden. Welche teils in die Kirche hinein, teils gleichgültig vorüber an verschiedene Orte gingen. Es war eine große Feierlichkeit in der Kirche. Ich sah mitten in der Kirche ein großes Buch aufgetan, das an der breiten Seite drei und an jeder schmalen Seite zwei Siegel hängen hatte. Es war weiter nach vorn als in der Mitte aufgetan. Ich sah auch den Evangelisten Johannes oben und hörte. daß es Offenbarungen von ihm seien, die er auf Patmos gesehen. Es war etwas geschehen, ehe dieses Buch aufgetan ward, was ich vergessen habe. Es ist schade, es ist eine Lücke hier. Der Papst war nicht in der Kirche. Er war verborgen. Ich glaube, die Leute in der Kirche wußten nicht, wo er war. Ich weiß auch nicht mehr, ob er betete oder tot war.

Ich sah aber, daß alle Leute die Hand auf eine gewisse Stelle im Evangelienbuch legen mußten, Priester und Laien, und daß auf viele derselben ein Licht kam, das die Apostel ihnen mitteilten; ich sah aber auch, daß viele es nur so obenhin taten. Draußen um die Kirche sah ich viele Juden nahen, die herein wollten, aber noch nicht konnten. Am Ende kam die ganze Menge, welche anfangs nicht hereingekommen war, ein unabsehbares Volk. Nun aber sah ich plötzlich das große Buch wie von einer übernatürlichen Macht zugeschlagen und sich schließen. Ich dachte noch daran, wie mir einmal abends der Teufel das Licht ausblies und das Buch zuschlug. Ringsum in der Ferne sah ich ein schreckliches, blutiges Kämpfen und sah besonders von Mitternacht und Abend einen ungeheuren Kampf. Es war dies ein sehr ernstes Bild. Es tut mir leid, daß ich die Stelle des Buches vergessen habe, auf welche sie den Finger legen mußten. “

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„Ich sah die Erde, die in Finsternis gefallen war. Alles ringsum war dürr und welk und im Absterben. Bäume, Sträucher, Blumen und Felder, alles hatte das traurige Gepräge des Siechtums. Es schien, als seien selbst die Wasser der Quellen, der Bäche, Flüsse und Meere erschöpft. Ich gewahrte Länder und Völker, die sich in äußerster Not befanden. Ich sah, wie sich die Werke der Finsternis unter den Menschen vermehrten. Ich sah große Menschenmassen sich gegenseitig aufs äußerste bekämpfen. In der Mitte des Schlachtfelds gewahrte ich einen schwindelnden Abgrund, in den die Kämpfenden hineinzufallen schienen, weil sich ihre Reihen immer mehr lichteten. Unter den Volksmassen sah ich zwölf neue, apostolisch tätige Männer, die ohne gegenseitige Verbindung durch Schriften wirkten und von anderen bekämpft wurden. Sie verschwanden manchmal im Kampfgewühl, um aber bald wieder mit größerem Ansehen hervorzutreten. Während sich die Reihen der Kämpfenden immer mehr lichteten und eine ganze Stadt während des Ringens verschwand, vergrößerte sich die Partei der zwölf Männer immer mehr.

Dann sah ich aus der Stadt Gottes einen Blitzstrahl über den finsteren Abgrund hinüberfahren und über der verminderten und gedemütigten Kirche eine Frauengestalt schweben mit ausgebreitetem Mantel und einer Sternenkrone auf dem Haupte. Von ihr strahlte Licht aus und verbreitete sich stufenweise in der dichten Finsternis. Wohin diese Strahlen drangen, erneuerte sich die Erde und ward wieder blühend.Die neuen Apostel versammelten sich unter diesen Strahlen, und bald darauf war alles wieder blühend geworden. Nun begann sich der finstere Abgrund allm ählich zu schließen, und endlich wurde seine Öffnung so eng, daß ein Wassereimer sie bedecken konnte. Schließlich gewahrte ich drei Völkerschaften, die ihre Gemeinschaft mit dem Licht vollzogen. Die Volksmassen waren von Personen geraden und erleuchteten Sinnes begleitet und traten in die Kirche ein. Es war nunmehr alles erneuert. Die Wasserläufe hatten die Fülle ihrer Fluten wiedererlangt, und überall prangte das Grün der Blumen.“



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